Bahnsteig
gegenüber
Er
wartet, wie so oft, auf einen Zug,
steht
am
Bahnsteig und schaut nach drüben.
Zu
beobachten gibt's Menschen dort genug –
und
Frauen, in die könnt er sich verlieben!
Warum
verliebt er sich bloß immer wieder
in
die Frauen auf dem Bahnsteig gegenüber?
Er
sieht nicht, wer noch steht an seinen Gleisen,
sondern
die, die in ganz andre Zonen reisen.
Vielleicht
will er nicht hin, wohin er will,
vielleicht
ist ihm sein Fahrziel so verleidet,
daß
er um ihr geheimes Ziel sie, still
und
ohne daß er's selber weiß, beneidet.
Ihn
lockt wohl jener fremden Ferne Glanz,
die
Lichter, die in ihren Augen lodern,
als
könnte er, gehörte sie ihm ganz,
Frau
und Ferne gleichzeitig erobern.
Und
unglücklich verliebt er sich schon wieder
in
ein Mädchen auf dem Bahnsteig gegenüber.
An
manchen Tagen fragt er sich: Wie kann das?
Lebt
die Dame meines Lebens ganz woanders?
Andere
begegnen sich auf Reisen:
"Ach,
Sie fahren auch hin, wo ich wohn'?
Lassen
Sie uns doch zusammen speisen!" –
Und
am Zielbahnhof, da küssen sie sich schon.
Doch
er verliebte sich stattdessen wieder
in
ein Mädchen auf dem Bahnsteig gegenüber.
An
den Frau'n an seinem Gleis kann er nichts finden,
doch
mit jenen würde er Familien gründen.
Vielleicht
war auf seiner Reise durch das Leben
irgendwann
mal eine Weiche falsch gestellt
und
in Wirklichkeit gehört der Ärmste eben
ganz
woanders hin auf dieser Welt.
Nämlich
dort, wohin sie fahren, jene Schönen –
in
Städte, deren Namen er nicht weiß.
Vom
Zug würd' er sie abhol'n und verwöhnen,
nach
seinen Armen sehnten sie sich heiß.
(Refrain-Instrumental)
Ein
wenig Hoffnung gibt es dann und wann,
so,
wie
in allen Eisenbahn- und Bahnhofs-Liedern:
Da
scheint es so als lächle sie ihn an –
ja,
manchmal scheint den Blick sie zu erwidern!
Dann denkt er sich:
Vielleicht
verliebt auch sie sich immer wieder
in
die Männer auf dem Bahnsteig gegenüber
–
Auch
in ihrem Leben gab's verstellte Weichen,
und
so konnten wir einander nie erreichen.
Vielleicht
ist ja die ganze Welt verkehrt –
Doch
was soll man dann wie und wo verändern?
Wer
sagt uns, wo man hin am besten fährt?
Wer
kreuzt den Reisetag an im Kalender?
(Holger
Saarmann)
©
by Holger Saarmann, März 2003
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Opposite
Platform
As
so often, he's waiting for a train –
standing
on his platform, looking across the rail.
There
are plenty of people to watch, over there –
and
women that he could fall in love with!
Why
does he always fall in love
with
the women on the opposite platform?
He
doesn't notice who else is standing at his rails,
but
those who travel to completely different regions.
Maybe
he doesn't want to go where he's going to –
Maybe
his aversion against that place is so strong
that
he silently – without having realized himself –
envies
them for their secret destination.
He's
probably attracted by that strange faraway place's lustre,
by
those lights blazing in her eyes,
As
if he could conquer that faraway place
in
one go with that woman.
So
again, he's unhappily falling in love
with
a girl from the opposite platform.
Sometimes
he wonders: How can that be?
Does
the lady of my life live somewhere else?
Others
meet on a journey:
"Oh,
you're going where I live!
Would
you like to join me in the dining-car?" –
And
at their destination, they are already kissing.
But
he again fell in love
with
a girl on the opposite platform.
The
women at his track don't attract him,
but
with those he would found families.
Perhaps,
on his journey through life,
there
has been some swich thrown the wrong way,
so
actually, the poor fellow just belongs
somewhere
completely different in this world.
Namely
there, where those beauties go,
in
cities he never heard of.
He
would be the one to get them from the station,
and
for his arms they would be yearning.
(Chorus
instrumental)
From
time to time, there's a little hope,
like
in all songs dealing with trains and stations:
Then
it appears as if she smiles at him –
yes,
sometimes she seems to answer his looks!
Then he thinks:
Maybe
she, too, always falls in love
with
the men on the opposite platform –
Maybe
there have been switches thrown wrong in her life, too,
and
that's why we never could reach each other.
Maybe
the whole world is inverted –
But
if so, how and where can it be changed?
Who
tells us, where to travel best?
Who
will mark the travelling day in the calendar?
(Holger
Saarmann)
©
by Holger Saarmann, 2003
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