Briefballade
Was ist ein Vers, wozu Balladen?
Wozu ein
Lied, wozu Serenaden?
Lyrik
ist bloß selbstgefälliger Dunst!
Wahres
und Schönes bedarf keiner Kunst.
Alles
was zählt, alles was wichtig,
darüber
schrieb nie ein Gedicht ich.
Doch
in den Briefen an die Liebste daheim,
da
ließ ich es fallen – ohne Metrum und Reim.
All
meine Post, all meine Zeilen,
ein
riesiges Werk in hundert Teilen,
hat
sie vor Zorn und vor Kummer verbrannt,
als
ich ihr schrieb, daß eine andre ich fand.
Drum
glaub mir kein Wort,
das ich dir singe!
Trau
nicht dem Zeug,
das ich in Zeilen zwinge!
Lies
lieber den Rauch
über ihrem Kamin,
und
weht ihn der Wind dir zu,
dann hör auf ihn!
Schlimme Geschichte!
Alles zunichte!
Manch
heimlicher Psalm
–
nur
noch Asche und Qualm!
Was
bleibt, sind Gedichte.
(Holger
Saarmann)
©
by Holger Saarmann, August 2004
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Letter
Ballad
Verses, ballads,
Songs,
serenades –
what for?
Lyric
is just self-complacent haze!
Truth
and beauty are not in need of arts!
Anything that counts, anything of importance,
I
never put it in poetry.
But
in my letters to my loved one,
I
just let it drop – with no metrum nor rhyme.
All my letters, all those lines,
a
giant work in hundred volumes,
she
burned them in an act of rage and grief,
when
I wrote her that I found another.
So, don't believe a word
that I'm singing to you!
Don't
trust the stuff
that I forced in lines!
You
better read the smoke
above her chimney,
and
if the wind blows it to you,
then listen!
Bad story:
All brought to nothing!
Many
a secret psalm –
no
more than ashes and smoke!
What
remains are poems.
(Holger
Saarmann)
©
by Holger Saarmann, 2004
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