Brennt noch Licht (Fürchte dich nicht)  


Wenn die letzte Hoffnung auf ein Wolkenloch endgültig erlischt
und in deinen Schritt sich das Gerassel abgestorbner Blätter mischt,
Wenn die Welt in Finsternis verfällt, um niemals wieder zu erblühn,
und du siehst, wie herrenlose Hunde winselnd vor den Ratten fliehn,
und du sehnst dich nach Geborgenheit, doch tot erscheint dir alle Zuversicht,
dann fürchte dich, fürchte dich nicht!

Wenn aus allen Winkeln, allen Schatten sich das Unbehagen schält
zu formlosen Gestalten, die in Rudeln bleiben, daß man sie nicht zählt,
wenn sie sich dir nahn, siehst du das Blut, siehst du die Wunden. Grauenhaft:
Aus manchem Körper ragt sogar die Tatwaffe, versenkt bis an den Schaft!
Du denkst: Wie kann es sein, daß einer lebt, nachdem man ihn ersticht?
Doch fürchte dich, fürchte dich nicht!

Du denkst an diesen Zombie-Film – wie hieß der noch? – in dem der junge Heldnach vierwöchigem Koma aufwacht, fremd in einer ausgestorbnen Welt.
Herumirrende wollen ihm ans Leder, sind zum Glück nur nachts aktiv:
Die Zombies hier benehmen sich ganz ähnlich, halt nicht ganz so aggressiv.
Im Schein der Hauslaterne sind sie, Kindern ähnlich, schüchtern und schlicht,
drum fürchte dich, fürchte dich nicht!

Du sagtest mal, die Postapokalypse sei dein liebstes Film-Sujet,
du fürchtetest nur, wird sie einmal wahr, erfüllt sie jegliches Klischee.
Ich ahne, daß du, wenn du heut spätnachmittags zum Kaffee mich besuchst,
bei allem, was dir heilig ist, die Nacht vor Allerheiligen verfluchst.
Doch fürchte dich, fürchte dich nicht:
In meinem Kürbis brennt noch Licht.



(Holger Saarmann)

© by Holger Saarmann, Oktober 2017



Still a Light (Let it be)  


When the last hope for a gap in the cloud hole finally ceases
and the rattle of dead leaves mixes in your steps,
When the world falls into darkness, never to blossom again,
and you see stray dogs whining, flee from the rats,
and you long for security, but all confidence seems dead,
then do not be afraid!

When discomfort peels from all the corners, all the shadows 
to shapeless figures who stay in packs, never revealing their number,
when they approach, you see the blood, you see the terrible wounds:
From some bodies, even the shaft of the murder weapon protrudes!
You think: how can it be that someone lives after being stabbed?
But do not be afraid!

You think of this zombie movie
what was its title?
in which the young hero 
wakes up after a four-week coma, a stranger in an extinct world.
Straying people are hot on his tail, but luckily only active at night:
The zombies here behave in a very similar way, but not as aggressive.
In the glow of the house lantern, they seem children-like, timid and simple,
so do not be afraid!

You once said, the post-apocalypse was your favorite movie subject,
you only feared, once it comes true, it would fill any cliché.
I suspect that, today, if you visit me in the late afternoon for coffee,
you'll curse, on everything that is holy to you, the night before All Saints.
But do not be afraid:
In my pumpkin, there is still a light.



(Holger Saarmann)

© by Holger Saarmann, Oktober 2017




 



>> CD "Selber leuchten"







Das "Geschmacksverstärker"-Motto im November 2017 lautete "So kommt das Licht herein".



                                       




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