Ich weiß mir ein Maidlein   



Ich weiß mir ein Maidlein, hübsch und fein; hüt du dich!

Ich weiß mir ein Maidlein, hübsch und fein;

Sie kann wohl falsch und freundlich sein! Hüt du dich!

Hüt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich! Sie narret dich!

Sie hat ein gelbgoldenfarbig Haar – hüt du dich!

Sie hat ein gelbgoldenfarbig Haar,

Doch was sie sagt, das ist nicht wahr! Hüt du dich!

Hüt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich! Sie narret dich!

Sie hat zwei Brüstlein, die sind weiß – hüt du dich!

Sie hat zwei Brüstlein, die sind weiß;

Sie legt's herfür mit allem Fleiß – Hüt du dich!

Hüt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich! Sie narret dich!

Sie gab dir ein Kränzlein, wohlgemacht? Hüt du dich!

Sie gab mir ein Kränzlein, wohlgemacht?

Für einen Narr'n wirst du geacht'! Hüt du dich!

Hüt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich! Sie narret dich!



(Trad. 1550)


A Maiden to beware of



I know a maiden, fair and delicate – 

Beware! She can be friendly, but deceitful. 

Don't trust her, she'll fool you! 


Her hair is gold, but all that she tells you is lies. Beware!





Her little breasts are white, 

and she'll present them demonstratively.



She gave you a self-made garland? Beware! 

She also gave me a garland. 

She will make a fool out of you! Beware! 

Don't trust her!




(Trad. 1550)



 >> CD "Hüt dich, schöns Blümelein!"





Die eindringliche Warnung vor einer "Schlampe". Man bedenke, daß einer Frau zur Renaissance-Zeit ein solcher Ruf zum tödlichen Verhängnis werden konnte: Die vermeintlich Treulose als Hexe zu denunzieren bedurfte keiner Beweise. 

Mein Gitarren-Arrangement von 1995 verrät die Beschäftigung mit den englischen Songwritern der Shakespeare-Zeit: Thomas Campion, John Dowland, Francis Pilkington, etc.
Dieses war eins der ersten deutschen Volkslieder in meinem Repertoire. Ich fand es bei Ernst Klusen: Deutsche Lieder (Frankfurt 1980)

Die bekanntere Melodie-Fassung dürfte von Johannes Brahms stammen.




The urgent warning of a slut (or "bitch"?). Consider that such reputation could have fatal results for a woman in Renaissance times: No proof was needed to denounce the perfidious girl as a witch.

My guitar arrangement from 1995 reveals a devotion to the English Songwriters of Shakespeare's time, such as Thomas Campion, John Dowland, Francis Pilkington etc. 

This was one of the first German folk songs in my repertoire. I found it in Ernst Klusen: Deutsche Lieder (Frankfurt 1980). The better known melody may be composed by Johannes Brahms.



                                       




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