Ute Rüppel (Gesang)
Jürgen
Vogel (Geige)
Juri
Kravets (Akkordeon)
Holger Saarmann (Gitarre, Gesang)
Premiere war am 6. August 1998
im
Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld
Setliste für Shalom-Musik II:
Hej,
klesmorim (Mordechaj
Gebirtig)
Papirossn
(Trad)
Ss
brent, brider, ss brent (Mordechaj
Gebirtig)
Sog
nit kejnmol
(Hirsch Glik)
Wuse
wilstu far a man? (Trad)
Du
sollst nit gehn mit kajn andere mejdelach
(Trad)
Margeritkelech
(Trad/
Zalman Shneour)
Rejsele
(Mordechaj Gebirtig)
Ich
hob dich lib (Mordechaj
Gebirtig)
Oj
dortn, dortn (Trad)
Hava
nagila (Trad)
O'
Banions
(Trad)
Schlof
schojn majn kind (Mordechaj
Gebirtig)
Papir
is doch wajss (Trad)
Sha!
Shtil! (Un as der rebbe tanzt)
(Trad)
Majn
jowl (Mordechaj
Gebirtig)
Weder
noch
(Georg Kreisler)
Alte
Tränen
(Georg Kreisler)
Sunrise,
Sunset (Jerry
Bock/ Sheldon
Harnick)
Di
grine kusine (Trad)
„Das
hervorragende Ensemble um die Sängerin und Schauspielerin Ute Rüppel gibt sich
dabei alle Mühe, nicht nur den Terror der Vergangenheit sichtbar zu machen; die
Chansons und Geschichten sollen auch das jüdische Lebensgefühl, die Freuden
und Leiden des Alltags dem Zuhörer nahebringen. (...)
So
geht die Band insgesamt sehr liebevoll und engagiert mit ihrem Thema um.
Politisch möchte man sich keine Etiketten verpassen lassen, aber die Frage, ob
man sich heute als antifaschistisch verstehe, wird eindeutig bejaht. „Wir sind
Freunde der jüdischen Kultur“, egänzt Holger Saarmann. Schön, wenn man
solche Freunde hat.“ (Fürther
Nachrichten, 25. November 1998)
|
" (...) Mehr als drei Jahre sind vergangen, seit "Shalom-Musik"
aus der Taufe gehoben wurde. Zeit für einen Programmwechsel - dachten wir uns,
zumal es unseren Akkordeonisten Rüdiger Schwab in ferne Städte zog.
Mit unserem neuen Mann, dem Geiger Jürgen Vogel, nähern wir uns nun ein wenig
dem Sound authentischer Volksmusik der osteuropäischen Juden, ohne es aber auf
einen Vergleich anzulegen: "Shalom-Musik", das sind osteuropäische
Weisen mit jiddischen Texten, gesungen und musiziert von Menschen, die ihre
mitteleuropäische Herkunft nicht verleugnen wollen, auch nicht, wenn sie sich
an der jiddischen Sprache versuchen, die zwar der unseren eng verwandt, aber
doch fremd ist.
Seit zwei Jahrzehnten ist Ute Rüppel auf den Spuren der jiddischen Liedwelt.
Auf ihren Konzertreisen, die sie immer wieder auch nach Polen führten, hatte
sie vielfach Gelegenheit, sich in staubigen Antiquariaten eine umfangreiche
Bibliothek des jiddischen Liedes zusammenzusuchen. Im Gedenkjahr 1995 schien
dann der geeignete Moment gekommen, ihrer Herzenssache nach außen zu tragen.
Doch das Ende eines offiziell verordneten Gedenkjahres bedeutet nicht das Ende
einer alten Liebe: Die Lieder der Menschen zu singen, die von deutschen
Faschisten millionenfach ermordet wurden, das ist mehr als ein verzweifelter, zu
später Akt des Widerstandes ihrer Nachkommen. Und so ist es uns gelungen, für
das neue Programm, das wir heute für Sie spielen, weitere Perlen zutage zu
befördern: Alte Volkslieder und neuere Chansons, Lyrik, Prosa und Anekdoten,
nicht nur in jiddischer Sprache, diesem drolligen Gemisch aus Sowas-Wie-Deutsch,
Slawisch und Hebräisch. (...)
Die Geschichte des jiddischen Liedes ist zugleich die des jüdischen Ghettos und
umfaßt den Zeitraum vom Spätmittelalter bis in die Mitte unseres Jahrhunderts.
Dieser traurige Hintergrund, Thema einiger der schönsten Lieder, gab unserem
Plan, das Programm im neuen Jahr zugunsten folkloristischer Fröhlichkeit
umzugestalten, wenig Raum. Der nationalsozialistische Völkermord - Folge
deutscher Abgrenzungsmentalität und Ausgrenzungspolitik, die mit dem
"Dritten Reich" ebenso wenig begannen wie endeten - läßt sich auch
nach Beendigung des Gedenkjahres 1995 nicht verdrängen. Auch nicht mit
fröhlichen Liedern. (...)
(Holger Saarmann, fürs Programm-Faltblatt 1998)
|
Aus
Schubläden und Wühlkisten
Holger
Saarmann, erstmals solo
am
25. März 1999 im Haus der Stadtkirche, Nürnberg
Dieser
einmalige Konzertabend war zwar ein reines Cover-Programm, zeigt aber recht gut,
wo ich musikalisch herkomme.
Durch
die Darbietung der klassischen Gitarrenstücke wurde ich von meinem Nürnberger
Publikum inoffiziell zu meiner Bamberger Uni-Examensprüfung zugelassen.
Auf
einem Handzettel formulierte ich mein musikalisches Anliegen so:
"Mein
musikalisches Zuhause ähnelt einem dieser urigen englischen Dorf-Krämerläden,
die bis unter die Decke vollgestopft sind mit allen erdenklichen Waren.
Angenommen, ein solcher Laden hat ein kleines Schaufenster, dann wird der Krämer
eine repräsentative Auswahl aus seinem Sortiment treffen, um diese Fläche zu
dekorieren: Er wird etwas aus dieser, etwas aus jener Schublade herausnehmen,
mit Hilfe seiner Trittleiter auch von den obersten Regalbrettern Dinge zutage fördern,
von denen niemand angenommen hätte, daß es sie hier gibt.
Da
so ein Schaufenster für einen Transport zu sperrig ist, habe ich eine Schublade
aus meinem musikalischen Krämerladen leergeräumt und zur Wühlkiste
umfunktioniert.
In
Wühlkisten kommt in der Regel Zeugs, von dem der Krämer annimmt, daß es
keiner gebrauchen kann. Wer aber gelegentlich - wie ich - auf Trödelmärkten
und in Antiquariaten nach Schnäppchen jagt, weiß, daß solche Wühlkisten
manchmal wahre Schatzkisten sein können.
In
meinem musikalischen Krämerladen gibt es alte und neue Folksongs
unterschiedlicher Herkunft: Britische Inseln, Frankreich, Osteuropa (jiddisch),
USA und nicht zuletzt Deutschland. Bekannte und unbekannte "Traditionals",
aber auch Musik der anglo-amerikanischen Songwriter-Szene der jüngeren
Vergangenheit (Jim Croce, Gordon Lightfoot, Billy Joel, Burt Bacharach, ...).
Zwischendurch sorgen akustisch arrangierte Songs aus der Schublade "Rock
und Pop" für Überraschungen. Darüber hinaus trägt ein breites
Repertoire an Renaissanceliedern (John Dowland, Thomas Campion, ...) zur
Vielseitigkeit des Angebotes bei, nicht zu vergessen die Sonderposten an
"klassischen" Kompositionen.
(...)
Meine Setlist:
Here
comes the Sun (George Harrison, arr. Klaus Rudolph)
My
singing Bird (Irish Trad)
The
foggy Dew (Irish Trad)
Reiterlied (Justus
W. Lyra/ Georg Herwegh)
Ich
hab die Nacht geträumet (Trad)
Der
Baum des Lebens (Peter Schirmann/ Rolf Zuckowski)
Fantasia
I (Alonso Mudarra, Sevilla 1546)
Willow
Song (Trad/ William Shakespeare)
Flow
my Tears (John Dowland)
Prélude
aus der Suite Nr. 1 für Cello (J.S.Bach, arr.
Sonja Prunnbauer)
Willst
du dein Herz mir schenken (J.S.Bach, arr. Erwin Schaller)
Die
Macht der Gewohnheit (Mikis Theodorakis/ dt. T.Woitkewitsch)
Affair
on 8th Avenue (Gordon Lightfoot)
Photographs
and Memories (Jim Croce)
Meet
me on the Corner (Rod Clements// Lindisfarne)
Main
Street (Bob Seger)
Honey
Pie (Paul McCartney)
16
Tons (Merle Travis? George Davis?)
Scarborough
Fair (Engl.
Trad)
Graf
und Magd
(Trad)
Ach
Blümlein blau, verdorre nicht
(Trad)
If
(David Gates// Bread)
Come
again (John Dowland)
Wie
schön blüht uns der Maien (Trad)
|
Fremdwärts
wider Willen
mit der Schauspielerin Beate Weidenhammer
am 19. März 2000 in Deinsdorf
und
am 5. Januar 2002 in Bamberg
>>
Zu Beate Weidenhammers Website
Von
Schürzenjägern, Sensenmännern und Feinsliebchens |
|
Premiere
am 21. Januar 2001 in der Weinstube am Stefansberg, Bamberg.
Letztmals gespielt am 13. Februar 2005 im Galgenberg-Restaurant
Hildesheim.
Faltblatt-Text:
Ein Programm mit deutschen Folksongs? Ganz schön riskant in einer
Zeit, in der gewisse Politiker dem deutschen Neofaschismus nichts
weiter entgegenzusetzen haben als die Proklamation einer
"deutschen Leitkultur". Zeit, sich wieder einmal ins Gedächtnis
zu rufen, was deutsche Kultur ist:
Dein
Christus ein Jude
Dein Auto ein Japaner
Deine Pizza italienisch
Deine Demokratie griechisch
Dein Kaffee brasilianisch
Dein Urlaub türkisch
Deine Zahlen arabisch
Deine Schrift lateinisch
Und Dein Nachbar nur ein Ausländer?
"Deutsche Leitkultur" ... Bedeutet das - so frage ich
als Musiker - die Einführung einer Deutsch-Quote, wie sie Mitte
der Neunziger für die Musikberieselung in Radio und TV diskutiert
wurde, oder wie sie von Richard Strauss für deutsche Konzert- und
Opernbühnen in der Reichsmusikkammer des Nazi-Regimes
durchgesetzt wurde? Werde ich demnächst als Musiker ein Vorrecht
genießen, wenn ich auf deutsch musiziere, oder reicht es hierzu,
wenn ich "deutschen Blutes" bin?
Ein solches Vorrecht müsste ich ausschlagen: Ich kann mein
Deutschfolk-Programm nur so lange guten Gewissens zu Gehör
bringen, wie nebenan Samba, gegenüber Klezmer und zwei Straßen
weiter Irishfolk gespielt wird. Nach jiddischen und
internationalen Folk- und Chansonprogrammen ist dies nur ein -
muttersprachlicher - Beitrag zum kulturellen Pluralismus in diesem
Lande. Ästhetische, nicht patriotische Empfindungen waren der
Auslöser, und vielleicht ein wenig die rein logische Überlegung,
daß es ohne "national" kein "international"
geben kann.
Unser Problem ist nicht die Multi- oder Mischkultur, sondern die
profillose Einheitskultur, das beschränkte Verständnis des
Begriffs "international", der - getreu der
Vertriebskonzepte internationaler Großkonzerne - zumindest in der
Rundfunksparte "Pop" schon immer nur
"englischsprachig" bedeutet hat. Nicht erst seit ich zum
Folkfest nach Rudolstadt pilgere, empfinde ich die Diktatur des
Einerleis, wie sie in den Musikprogrammen der allermeisten
deutschen Radiostationen herrscht, als Verrat an der musikalischen
Vielfalt.
"Volksmusik" und "Volkslied" sind Begriffe,
die in Deutschland bis zur Entstellung vergewaltigt wurden. Dem
Fernsehzuschauer wird unter diesen Etiketten Schlagermusik der übelsten
Machart präsentiert: Trachtenpuppen mit hochgezerrten Mundwinkeln
säuseln Dümmlichkeiten zur zünftigen Synthesizerkapelle. Nicht
nur einfältige Deutsche, auch ahnungslose Ausländer halten das für
deutsche Volksmusik.
Irland-Reisende beispielsweise wissen es besser: Volksmusik
bedeutet Selbermachen, bedeutet Mitmusizieren in geselliger Runde,
bedeutet, mit "Star of the County Down" und "Carrickfergus"
und all den anderen Liedern aufgewachsen zu sein. Das fehlt
uns Deutschen; auch wir haben ein Bedürfnis nach lebendiger,
nicht unbedingt inländischer Volksmusik, und da wir meist kein
"traditionelles" Repertoire haben wie die Iren, weichen
wir auf Songs wie "Take me home, country roads" oder
"Über den Wolken" aus. Doch diese (und ein paar
andere) Lieder nerven entsetzlich, spätestens dann, wenn man sie
zum hundertsten Mal zur Klampfe anstimmen soll, weil die anderen
Partygäste nichts anderes auswendig singen können.
Manchmal rebelliere ich: Dann singe ich etwas völlig Unbekanntes,
etwa auf französisch oder jiddisch, oder eben auch ein altes Lied
in deutscher Sprache. Zu meiner eigenen Überraschung genieße ich
damit meist die volle Aufmerksamkeit; plötzlich scheint ein
frischer Luftzug durch den Fetenmief zu wehen. Einer murmelt was
von Minnesang und Mittelalter, ein anderer fragt, was das war und
will mehr davon, und eine dritte ist zu Tränen gerührt.
Vielleicht beschwört der alte Sprachduktus der Liedtexte
Erinnerungen an die Zeit, als uns unsere Eltern und Großeltern
noch Märchen vorlasen oder sogar Schlaflieder sangen. Vielleicht
gibt es ein menschliches Urbedürfnis nach dem "Es war
einmal". Nicht weil man gern früher gelebt hätte, sondern
weil man spürt, daß das Früher zum Heute gehört, wie die
Mutter zum Kind, wie die Quellen zum Fluß.
Folksongs Singen bedeutet für mich weder, aus der unbewältigten
Gegenwart in ein verklärtes Mittelalter flüchten zu wollen, noch
den biedermeierlichen Rückzug ins Private, bedeutet erst recht
nicht, selber zu meinen, was man da singt. So kann es sein, daß
das inhaltlich-ideell gottseidank überholte Lied vom barfußgehenden
Feinsliebchen heute distanzierter und weniger romantisch klingt
als zur Zeit des Volksliedsammlers Zuccalmaglio (dem die uns überlieferte
Gestalt dieses Liedes zu verdanken ist), aber unterschätzen wir
jene Epoche nicht: Die Ironie ist keine Erfindung der Postmoderne.
|
Plakatentwurf von Nicola
Killmann
(nur für die ersten zwei Konzerte genutzt)
Wer
die Lieder in meinem Programm wann, wo und für welchen Anlass
geschrieben und zum ersten Mal gesungen hat, ist oft nicht bekannt.
Möglich, daß manche Texte, manche Melodien schon im Mittelalter in
Umlauf waren oder aus anderen Ländern importiert wurden. Es war -
und ist ja noch immer - üblich, auf bekannte Melodien neue Texte zu
schreiben. Ebenso wurden Liedtexte, deren Melodien verschollen waren
(weil die Volksliedsammlern des 19. Jahrhunderts oft in Wahrheit nur
die Texte sammelten), neu vertont oder mit fremden Melodien
unterlegt. So verfuhr beispielsweise 1912 Max Pohl mit dem Text "Wie
schön blüht uns der Maien" (zu finden in der
Liedtexte-Sammlung "Des Knaben Wunderhorn" von
Clemens Brentano und Achim von Arnim): Eine Courante aus Ernst
Scheeles Lautenbuch (von 1619), die wiederum dem englischen
Renaissance-Tanzlied "Sellingers Round" folgt, mußte
diesem Text von nun an als Melodie herhalten.
Was die musikalische Interpretation von Folksongs angeht, so halte
ich betonte Einfachheit nicht unbedingt für authentisch, wenn einem
gewisse technische Fähigkeiten zur Verfügung stehen, die man durch
die Beschäftigung mit anderen musikalischen Genres erworben hat.
Ich mag Renaissance-Musik, ebenso wie Folk, Rock, Pop oder auch
romantische Klassik. Wer genau hinlauscht, kann in meinen
Arrangements mal diesen, mal jenen Einfluß hören. Und wer die
Lieder bereits kennt, wird sicher hier und da kleine Veränderungen
in Melodie oder Text bemerken, die ich vornahm, um sie singbarer
oder verständlicher zu machen.
Vielleicht kann ich mit meinem Programm ein wenig zur Erweiterung
Ihrer Liedrepertoires beitragen, vielleicht sogar Ihre Lust wecken,
selber nach derlei Liedern zu suchen, sei es in
Kindheitserinnerungen oder Liederbüchern, auf Hannes Wader-,
Liederjan-, oder Zupfgeigenhansel-Platten. Vielleicht gelingt es uns
sogar gemeinsam, die Begriffe "Volkslied" und
"Volksmusik" zurückzuerobern.
Auch ein Programm, das ohne großen technischen Aufwand auskommt,
bringt man nicht allein auf die Bühne. Es würde zu weit führen,
hier dankend all jene Freunde und Bekannten zu nennen, die mich
durch ihren Zuspruch ermuntert haben, weiterzumachen. Ausdrücklich
danken möchte ich an dieser Stelle aber Martin Wortmann für die
Fotos und Nicola Killmann für ihr liebevoll gezeichnetes Plakat!
Holger Saarmann, Bamberg im Januar 2001
Anmerkung 2014: Mein damaliges Live-Repertoire
entsprach in etwa meiner ersten CD
"Hüt dich, schöns Blümelein". |
Es ist Jahre her, daß ich gemeinsam mit befreundeten Kollegen unter dem
Namen/ Titel "Asphaltbarden" auftrat.
Heute
wäre ich noch immer für so ein Projekt zu haben, auch wenn die Erfahrung
lehrt, daß mehrere Liedermacher gemeinsam nicht unbedingt ein Mehrfaches
an Publikum anziehen.
Um
Nostalgie zu vermeiden, würde ich wahrscheinlich auch nicht mehr diesen
Namen/ Titel wählen.
Eigentlich
gab es die (zumal wechselnden) "Asphaltbarden" nur
2004.
Zeit,
sie –
2011 –
ins Archiv zu verbannen!
...
das sind drei oder vier Berliner Liederpoeten, die es leid sind, allein vor
leeren Stuhlreihen zu musizieren, während die Publikumsmassen in die Thermen deutscher Behäbigkeit strömen, um den Heldenbarden der 70er zu lauschen.
Wir wollen das verlogenen Klagelied übertönen, der deutschen Liedermacherzunft
fehle es an Nachwuchs.
Wir
singen das "Über den Wolken" von morgen! Wir dichten diesem seltsamen
Volk neue Lieder!
Meist singen wir in unseren Muttersprachen, weil uns Musik und
Lyrik gleich wichtig sind.
Wir singen für Menschen, die zuhören wollen!
Weghören ist anderswo!
In unseren Konzerten musizieren wir sowohl reihum als auch gemeinsam.
Mal baden wir
in vielstimmigem Wohlklang, mal lauschen wir einer einzelnen Stimme.
Wir
experimentieren, zitieren und fusionieren ohne Rücksicht auf vermeintliche
Grenzverläufe zwischen den Genres.
"Die
Asphaltbarden" waren:
Claudia Gorr, Martin Talir, Fritz Wiehe & Holger Saarmann (April 2004)
Tom
Duerner, Fritz Wiehe & Holger Saarmann (Oktober 2004)
Reinhild
Kuhn, Tom Duerner & Holger
Saarmann (November/ Dezember 2004)
Asphaltbarde werden kann übrigens jeder, der eigene Lieder singt, nicht (nur) allein auftreten
will und sich mit unserem Konzept anfreunden kann:
|
|
Originalplakate 2004
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"Asphaltbarden" - das Projekt und sein Konzept
Die
"Asphaltbarden" wurden im März 2004 in Berlin als plakattauglicher Titel für ein
gemeinsames Konzertprojekt erfunden.
Holger Saarmann war der Namensgeber.
Unter
der Mitwirkung von Tom Duerner
und Fritz Wiehe
wurde aus dem
Titel ein Konzept:
"Asphaltbarden"
sind in der Regel drei oder vier Solisten mit Lust am Gemeinsamen, die als loses Ensemble
ein Konzertprogramm planen, organisieren und musizieren.
Vom
Solobeitrag bis zum Quartett ist alles drin, in bunter personaler Abfolge, die
von inhaltlichen und dramaturgischen Kriterien bestimmt wird.
So
sind die "Asphaltbarden" stets mehr als die Summe der Beteiligten,
egal in welcher Besetzung sie den Abend bestreiten. Manche Besetzung wird
sicherlich mehr als einen Abend überdauern, denn es wäre bisweilen schade, so
viel Liebe und Mühe in einen One-Night-Stand zu stecken!
Egal
unter welchem Etikett – Liedermacher, Singer/Songwriter, Chansonpoet, etc. –
und
mit welchem Instrument die einzelnen Beteiligten unterwegs sind, aus der
Gemeinsamkeit werden immer wieder interessante und abwechslungsreiche
Konzertprogramme ohne stilistische Eingrenzung entstehen.
"Asphaltbarden"
ist ein Markenzeichen für handgemachte Musik zum Zuhören. Um den schleichenden
Einzug des allgegenwärtigen Einerleis – und damit das intellektuelle
Wegschlummern unseres Publikums – zu verhindern, hat sich der Stamm auf zwei
Richtlinien geeinigt:
* Mindestens
drei Viertel der am Abend gespielten Lieder müssen eigene Werke der
Vortragenden sein.
* Mindestens
die Hälfte der am Abend gespielten Lieder sollte deutsche Texte haben.
Die
"Asphaltbarden" sind ein heimatloses Tingel-Unternehmen und auf möglichst
zahlreiche geeignete Räumlichkeiten in und um Berlin angewiesen.
Langfristig
wollen wir einen Ort finden, an dem sich die Konzertreihe
"Asphaltbarden" zuhause fühlen darf. Das Tingeln werden wir trotzdem
nicht lassen.
Premiere unter dem Titel
"Asphaltbarden" war am 2.April 2004 im "Trödler",
Derniere am 2. Dezember 2004 iim "OstEndTheaterar".
|
Es klingt wie ein modernes
Märchen:
Hornberger
und Saarmann geben einen gemeinsamen Liederabend!
Bekannt als Berliner Großstadtlyriker und Kleinkünstler (1,63 m), verwurzelt in Rock, Blues und Folk, begegnete
Hornberger dem eher wurzellosen,
an klassischer Haus- und Beatmusik gereiften Holger Saarmann (Hagen,
Lörrach, Bentheim, Bamberg, Berlin) bei einer Musikalien-Auktion in Newport,
USA, bei der sie um Cashs Gitarrenkoffer konkurrierten, aber
von Dylan überboten wurden.
Künstlerisch lernten sie sich dann auf dem Luxus-Liner Sean Dark kennen,
wo sich Hornberger auf der Rückreise nach Europa als Serviceboy verdingte und regelmäßig Saarmann auf dem Oberdeck bediente. Geprägt
war diese Zeit weiterhin von Hornbergers Teilnahme am dreistündigen Estúdio
del Ukulele revolucíonario auf Kuba und dem zweiwöchigen Aufenthalt in
Mittelengland, wo Saarmann seine bürgerliche Existenz (Bausparvertrag)
gegen J. Tulls silberne Querflöte eintauschte.
|
|
Jahre
später begegneten sie sich erneut in Pankow vor dem Zimmer 16.
Das
vorliegende Programm (90 Minuten) bewegt sich zwischen Lied, Satire und
Literatur.
"Die
Wiener Regisseurin Susanne Tirschenreuther, bekannt durch ihre
Anti-Haider-Inszenierung „der Hai“, schafft es in dem progressiv
anti-szenischen Liederzyklus,
die Gegensätze der beiden aufs Gelungenste
zu verschmelzen." (Berliner Hochdruck, 2007)
"Wer dieses Mousse aux Chansons bestellt, muss auch Chansons mögen."
(Pjotr Ostinuv)
Oder soll man
doch dem Titel glauben?
Die
Premiere des Programms war am 28. Juni 2007 im Zebrano-Theater,
Derniere am 11. April 2008 im "Dicken Wirt".
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Ute
Rüppel & Holger Saarmann
Gilt dieses geflügelte
Wort, das Goethe nicht ohne Ironie aus Auerbachs Keller ertönen lässt,
noch heute, in post-ideologischen Zeiten?
Oder
gerade heute wieder?
Die
Nürnberger Sängerin Ute Rüppel
(Gesang & Akkordeon) und Holger Saarmann haben ausgiebig darüber gestritten, welche politischen
Lieder aus vier Jahrhunderten wohl heute noch auf einer Bühne zu
überzeugen vermögen, und wenn ja, wen – und wovon? Sind soziale
Mißstände so einfach zu beseitigen wie es Metrum und Reim der Parolen
vermitteln?
Sei es Revolution, Arbeiterbewegung oder Ghetto-Aufstand, Partisanen- oder
Arbeitslager, Oper oder Kabarett: Abseits vom Pathos der Barrikaden
versammelt dieser Abend rebellische, anklagende und satirische
Lieder, die gerade auch durch ihre historische Distanz ermutigen können,
die sozialen Tücken der Gegenwart nicht widerstandslos zu erdulden.
„
... Und
wer nicht die Kunst in unserer Zeit
Weiß
gegen die Zeit zu richten,
Der
werde nun endlich bei Zeiten gescheit
Und
lasse lieber das Dichten! “
Hoffmann von Fallersleben, 1842
Premiere war am 15. April 2010,
Derniere am 13. Oktober 2012
|
„Mit
einer gelungenen Mischung aus abwechslungsreichen Zitaten, emphatischen
Reden, eingestreuten Dialogen und auf musikalisch hohem Niveau, ließen
Rüppel und Saarmann die musikalische Widerstandskultur verschiedener
Epochen Revue passieren und setzten damit ein Zeichen gegen den Trend der
sich ausbreitenden Passivität in unserer Gesellschaft.“
Aichacher Zeitung
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